Die Entscheidung ist nachvollziehbar: Geldpolitische Impulse sind nicht das geeignete Mittel, um auf den amerikanischen Zollhammer zu reagieren. Betroffen sind nur wenige, stark exponierte Unternehmen – generelle Zinssenkungen könnten deren spezifische Belastung nicht lindern. Gefragt ist, wenn überhaupt, die Fiskalpolitik. Mit der Kurzarbeit wurde bereits ein Instrument eingesetzt, das den drei TTT-Kriterien entspricht: timely, temporary, targeted.
USD-Schwäche nicht CHF-Stärke
Auch die aktuelle Schwäche des US-Dollars liefert keinen Anlass zum Handeln. Sie ist nicht das Resultat einer zu engen Zinsdifferenz, sondern Ausdruck globaler Portfolio- und Hedging-Überlegungen. Auffällig ist, dass der USD gegenüber fast allen anderen Währungen abgewertet hat – obwohl die US-Zinsen auf Staatsanleihen gestiegen sind und die Federal Reserve ihre Leitzinsen vergleichsweise wenig gesenkt hat. Entscheidend sind geopolitische Faktoren, welche die Nachfrage nach USD drücken.
Zudem wird gemäss Brokern mittlerweile rund 80 % der Investitionen in den US-Aktienmarkt währungsgesichert – früher war dies kaum üblich. Absicherung bedeutet vereinfacht gesagt: USD verkaufen. Und was verkauft wird, verliert an Wert. Über den Zinskanal liesse sich in dieser Konstellation kaum eine spürbare Wirkung erzielen. Selbst Deviseninterventionen wären nur dann glaubwürdig – und damit wirksam –, wenn sie als zeitkonsistent wahrgenommen würden. Dies wäre frühestens dann der Fall, wenn die anhaltende USD-Abwertung breit deflationär in den Schweizer Inflationszahlen sichtbar würde.
Wann kämen Negativzinsen?
Vor diesem Hintergrund zeichnet sich ab, dass die SNB eine Zinssenkung nur in einem klar definierten Umfeld ins Auge fassen wird. Konkret dürften vier Bedingungen ausschlaggebend sein:
- Die Teuerung in der Schweiz fällt deutlich tiefer aus als erwartet.
- Der Franken wertet abrupt gegenüber dem Euro auf.
- Die Europäische Zentralbank senkt ihre Zinsen unerwartet stark.
- Der Handelsstreit eskaliert und belastet die globale Konjunktur spürbar.
Was tun?
Die Welt ist unsicher. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine dieser Bedingungen eintritt, schwankt täglich stark. Negativzinsen haben Wirkungen und Nebenwirkungen. Es gilt, vorbereitet zu sein. Umgekehrt ist es aber eher unwahrscheinlich, dass die Inflation steigt, der Franken abwertet, die EZB die Zinsen erhöht und Trump seine Politik ändert – Faktoren also, die für eine Zinserhöhung sprechen. Die Null könnten also noch länger bleiben.