Die Idee, mit Zöllen das eigene Land wirtschaftlich zu stärken, ist alt – und immer wieder populär. Doch was sagt die ökonomische Evidenz dazu? Kurzum: Die Geschichte spricht eine deutliche Sprache. Zölle schaden in der Regel mehr, als sie nützen.
Zölle und Wachstum: Ein Mythos zerfällt
Seit über 150 Jahren untersuchen Ökonominnen und Ökonomen die Wirkung von Handelshemmnissen. Das Fazit: Es gibt kaum Belege dafür, dass Zölle langfristig Wachstum erzeugen. Im Gegenteil: Die meisten Studien zeigen, dass Zölle zu Wohlstandsverlusten führen, da sie Ressourcen fehlallokieren und Wettbewerbsdruck verringern.
Man denke nur an die vielen Schwellenländer, die in den letzten Jahrzehnten auf Importsubstitution gesetzt haben – oft mit hohen Zöllen als Kernelement. Das Resultat: Die meisten dieser Länder sind nach wie vor Schwellenländer.
Der US-Handel: Offene Märkte, steigender Wohlstand
Ein häufig genanntes Argument von Trump lautet, dass Handelsungleichgewichte – insbesondere das US-Handelsdefizit – der US-Wirtschaft schaden würden. Doch diese These hält der Realität nicht stand. Seit rund 80 Jahren baut die USA Handelsbarrieren ab – und wurde dabei stetig reicher. Die USA sind nicht nur die grösste Volkswirtschaft der Welt geblieben, sie haben ihren Vorsprung gegenüber China in den letzten fünf Jahren sogar ausgebaut.
Schutz durch Zölle? Ein teures Versprechen
Ein prominentes Beispiel ist der Fall der Waschmaschinen-Zölle unter Präsident Trump im Jahr 2018. Die Massnahme sollte die heimische Industrie stärken und Jobs schaffen – mit durchwachsenem Erfolg wie Ökonomen der Universität Chicago und der US-Notenbank Fed in einer Studie zeigen:
- Die Preise stiegen um rund 12 %, sowohl bei Waschmaschinen als auch bei Tumblern, obwohl letztere gar nicht betroffen waren (Ökonomen sprechen von Mitnahmeeffekten).
- Nur etwa 1’800 neue Jobs wurden geschaffen.
- Die Kosten pro Job: rund 820’000 US-Dollar, getragen von Konsumentinnen und Konsumenten.
Zolleinnahmen – ein Tropfen auf den heissen Stein
Aktuell machen Zolleinnahmen weniger als 2 % der US-Steuereinnahmen aus – rund 80 Mrd. Dollar bei einem Bundeshaushalt von über 5’000 Mrd. Dollar. Trump erhöht die durchschnittlichen Importzölle auf bis zu 35 %. Damit liessen sich theoretisch bis zu 1’155 Mrd. Dollar einnehmen – aber nur, wenn die Importe nicht zurückgehen.
Das ist allerdings höchst unrealistisch. Denn Trump wird wohl ein Teil der Zölle wieder zurücknehmen, um seine Deals zu erreichen. Und die Importe werden zurückgehen, weil sie teurer werden (und weil ja laut Trump alle diese Produktion und die Jobs dahinter – das Nähen von Kleidern, das Zusammenbauen von I-Phones und ähnliches wieder in die USA zurückkommt – so hat er es zumindest versprochen).
Simulationen von Prof. Simon Evenett und seinem Team des «Global Trade Alerts» zeigen: In fünf von sechs Szenarien lägen die Einnahmen bei maximal 300 Mrd. Dollar – genug für gerade mal weniger als zwei Wochen US-Regierungsausgaben.
Beispiele mit Vorsicht geniessen: Japan, Korea, China
Oft wird auf Japan, Südkorea und China verwiesen – Länder, die mit gezielter Industriepolitik erfolgreich waren. Doch auch hier gilt: Der Erfolg beruhte primär auf Subventionen und günstigen Standortfaktoren – nicht auf Zöllen. Zudem folgten in allen drei Fällen massive wirtschaftliche Rückschläge:
• Japan stagnierte nach dem Boom der 1980er-Jahre.
• Südkorea geriet 1997/98 in eine schwere Finanzkrise.
• China kämpft heute mit Überkapazitäten, Schuldenproblemen und sinkender Produktivität.
Fazit: Schmerz ohne Gewinn
Die Belege sind eindeutig: Zölle schaffen kaum nachhaltigen Wohlstand, verursachen Wohlstandsverluste, belasten Konsumentinnen und Konsumenten und sind als Einnahmequelle unzuverlässig. Kurz: No gain, just pain!
BAK-Szenarien:
Wir haben zahlreiche Kombinationen simuliert, von beständigen Zöllen auf die Schweizer Exporte (ex. Pharma) und mit Pharma, bis zu Zöllen, die wieder verschwinden (vorweg: die Spanne reicht von BIP-Wachstum um 1.2% bis -0.7%)
Die Szenarien verstehen sich als Denkanstösse für Ihre strategische Planung. Wer vorbereitet ist, kann fundierter entscheiden. BAK Economics unterstützt Sie dabei.
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