WIE KI DEN ARBEITSMARKT VERÄNDERT

Zukunftsforscher erwarten, dass wir Künstliche Intelligenz (KI) bald schon so selbstverständlich nutzen wie heutzutage Elektrizität oder das Internet. Gemäss World Economic Forum (WEF) wird KI in den kommenden Jahren zu einer Transformation von Arbeitsprozessen führen und starke Auswirkungen auf die Qualifikationsanforderungen von Arbeitskräften haben. Wie stark ist die KI-Transformation auf Arbeitsmarkt bereits in den Daten erkennbar?

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Gegenwärtig prägen zwei Megatrends den Arbeitsmarkt: Erstens wirft der demographische Wandel Fragen zur zukünftigen Verfügbarkeit von Arbeitskräften auf. Durch die Pensionierungswelle der kommenden 10 Jahre droht insbesondere bei Führungskräften eine zuneh-mende Fachkräftelücke. Der zweite Trend ist die Digitalisierung von Arbeitsprozessen und Produktionsmethoden. Der zunehmende Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) verändert die Arbeitswelt grundlegend. 

Automatisierung von Tätigkeiten und neue Berufsbilder

Künstliche Intelligenz hat das Potenzial, repetitive und regelbasierte Aufgaben zu automatisie-ren – von einfachen Büroarbeiten bis hin zu Tätigkeiten in der Produktion oder im Kundenser-vice. Doch KI bietet nicht nur die Gefahr der Arbeitsplatzverdrängung, sondern auch Chancen: Neue Berufsbilder entstehen, vor allem im Bereich der KI-Entwicklung. Diese Veränderungen werfen die Frage auf, ob KI tatsächlich mehr Arbeitsplätze schaffen wird, als sie vernichtet. Die Geschichte zeigt, dass solche technologischen Revolutionen oft mit Ängsten vor Massenar-beitslosigkeit verbunden sind, die sich jedoch nicht bewahrheitet haben. 

Neue Anforderungen an Qualifikationen

Unstrittig dürfte sein, dass mit dem zunehmenden Einsatz von KI die Stellensuchenden vor neue Qualifikationsanforderungen gestellt werden. Digitale und technische Fähigkeiten wer-den zunehmend unverzichtbar. Besonders gefragt sind Kenntnisse in Datenanalyse, Machine Learning, Programmierung sowie der Umgang mit KI-gestützten Tools. 

Erste Einblicke in den Arbeitsmarkt der Zukunft

In unserer aktuellen Kompetenzanalyse haben wir mehr als 300’000 Stellenanzeigen aus der Schweizer MEM-Industrie ausgewertet, um zu sehen, wie sich der KI-Trend auf den Arbeits-markt auswirkt. Unsere Ergebnisse zeigen: Zwischen 2022 und 2024 gab es keinen deutlichen Anstieg an Stellenanzeigen, die explizit KI-Kompetenzen verlangten. Der Anteil an Stellenanzei-gen, die Begriffe wie Data Science, Machine Learning oder die Programmiersprachen Python und TensorFlow enthielten, blieb vergleichsweise stabil. So stieg bspw. der Anteil der Inserate, welche das Stichwort «Python» enthält – eine der am häufigsten verwendeten Programmiersprachen für die KI-Entwicklung – von 1.4 auf 1.6 Prozent – ein eher moderater Anstieg.

Ganz anders sieht die Entwicklung der Stellenprofile es bei den sogenannten KI-Leadern aus. Hierzu zählen wir die Unternehmen, welche die meisten neue Stellen im Bereich KI-Entwicklung schaffen. Bei dieser Gruppe von Unternehmen hatte 2024 bereits jede zehnte Stelle einen Bezug zu KI-relevanten Kompetenzen (10.1%), im Vergleich zu 5.7 Prozent im Jahr 2022. Diese Stellenanzeigen sind zudem deutlich länger als der Branchendurchschnitt, was auf eine höhere Komplexität hinweist.

Wachsende Komplexität des Arbeitsmarkts

Ein weiteres Phänomen ist generell die zunehmende Komplexität des Arbeitsmarkts insgesamt. Stellenprofile werden immer anspruchsvoller. Das Bündel an Kompetenzen, welche gemeinsam eine Stelle ausmachen, wird immer umfangreicher. Zwischen 2022 und 2024 stieg die durchschnittliche Länge von Stellenanzeigen um 26 Prozent. Wie in der Abbildung links zu erkennen ist, gilt dieser Trend unabhängig von der Unternehmensgrösse. 

Der Trend zu kontinuierlicher Weiterbildung

Die Nachfrage nach hochqualifizierten Arbeitskräften wächst, und klassische Ausbildungsgänge reichen oft nicht mehr aus, um die Anforderungen zu erfüllen. Mit der zunehmenden KI-Durchdringung des Arbeitsmarkts wird sich der Wandel der gefragten Qualifikationen wohl noch beschleunigen. «Upskilling» wird ein zentrales Thema der Zukunft sein. Ebenso wie die Komplexität neuer Stellenprofile steigt, nehmen auch die die Anforderun-gen an bestehende Positionen zu. 

Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Arbeitskräfte ihre Fähigkeiten kontinuierlich weiterentwickeln. Dies erfordert eine verstärkte Nutzung von berufsbegleitenden Schulungen, Online-Kursen und praxisnahen Trainingsprogrammen.

Unternehmen sind hier gefordert, ihre Mitarbeitenden aktiv zu unterstützen, um die benötigten Qualifikationen zu fördern. Auch Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände können eine wichtige Rolle dabei spielen, die Weiterbildung zu ermöglichen und zu fördern.

Infohub zum Thema «Fachkräfte und Kompetenzen»

Angestellte Schweiz, BAK Economics und Swissmechanic lancieren gemeinsam die Web-Plattform «fachkraeftemonitor.bak-economics.com». Sie dient als Informations- und Wissenspool und zielt darauf ab, über praxisorientierte Lösungen zur Überwindung des Fachkräftemangels sowie zum Thema Upskilling zu informieren. Der Kreis der Partner soll in der Zukunft erweitert werden. 

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