THE GOOD
Die Politik hat die Wirtschaft bereits lange vor Trump, der AfD und der Linken massgeblich beeinflusst. Der US-Ökonom William D. Nordhaus (1975) zeigte erstmals, dass politische Zyklen wirtschaftliche Schwankungen hervorrufen können. In seiner Untersuchung der US-Wirtschaft stellte er fest, dass Regierungen häufig expansive Massnahmen kurz vor Wahlen einsetzen, um kurzfristige Wohlstandsgewinne zu erzeugen – mit der Gefahr steigender Inflation und neuerlicher Konjunktureinbrüche nach der Wahl.
Ähnliche Effekte fanden die Ökonomen Bruno S. Frey und Friedrich Schneider (1978) in einer Untersuchung europäischer Demokratien. Sie wiesen nach, dass opportunistische Konjunkturzyklen in verschiedenen Ländern auftreten, jedoch je nach Wahlsystem und institutionellen Rahmenbedingungen unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Besonders auffällig sind diese Zyklen in Ländern mit schwachen fiskalischen Regeln, in denen Wahljahre oft mit höheren Staatsausgaben und steigenden Defiziten einhergehen (Drazen & Eslava, 2010).
Ein weiteres Muster sind ideologisch geprägte wirtschaftspolitische Zyklen. Der Ökonom Douglas A. Hibbs (1977) stellte fest, dass konservative Regierungen tendenziell stärker gegen Inflation vorgehen, selbst wenn dies höhere Arbeitslosigkeit zur Folge hat. Linke Regierungen setzen dagegen häufiger auf expansive Arbeitsmarktpolitik, auch wenn dies Inflationsrisiken erhöht. Diese ideologischen Zyklen sind besonders stark in Ländern mit klaren politischen Lagern, während sie in Koalitionsregierungen tendenziell abgeschwächt sind.
Während politische Massnahmen die Wirtschaft steuern, beeinflusst die Wirtschaft wiederum politische Entscheidungen. In wirtschaftlichen Krisenzeiten steigt die Wahrscheinlichkeit für Regierungswechsel, da unzufriedene Wähler politische Alternativen suchen (Funke, Schularick & Trebesch, 2016).
Fazit: Die Politik wirkt sich vor allem zyklisch auf die Wirtschaft aus, weil sie sich im Wettstreit der Ideen befindet. Das Pendel schwingt aber immer wieder zurück.
THE BAD
Derzeit erleben wir eine Hochphase des Populismus, wobei eine eindeutige Definition schwierig zu finden ist. Im Kern geht es jedoch immer um die Spaltung der Gesellschaft in zwei homogene Lager: das Volk und die korrupte Elite. Immerhin hat das Erstarken des Populismus in den letzten Jahren dazu geführt, dass seine wirtschaftspolitischen Folgen messbar sind.
Laut dem IfW-Kiel zeigen sich bereits nach wenigen Jahren negative Effekte. Nach 15 Jahren liegt das reale BIP in rechts- und linkspopulistisch regierten Ländern im Durchschnitt um 10 % niedriger als in nicht-populistisch geführten Staaten.
Dies hat zwei Hauptgründe:
- Beide Strömungen neigen zu Protektionismus und führen deshalb Zölle sowie andere Hürden für ausländische Investitionen ein.
- Um an der Macht zu bleiben, untergraben Populisten demokratische und rechtsstaatliche Institutionen, was sich negativ auf das Wirtschaftswachstum auswirkt.
Fazit: Populismus schadet der Wirtschaft, da er im Kern isolationistisch ist. Das schwächere Wirtschaftswachstum stellt jedoch eine Gefahr für die herrschende Elite dar, weshalb sie früher oder später entweder ihr Narrativ vom Kampf für das einfache Volk oder die wirtschaftsfeindlichen Massnahmen aufgeben muss. Es muss aber schlechter werden, bevor es besser wird.
The Ugly
Diese Betrachtungsweise ist weit hergeholt, ich weiss. Doch im Jahr 2024 wurde der Wirtschaftsnobelpreis an Daron Acemoglu, Simon Johnson und James Robinson für ihre Arbeiten über den Zusammenhang zwischen demokratischen Institutionen und wirtschaftlichem Wachstum verliehen. Irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass das Nobelpreiskomitee erschreckende Weitsicht bewiesen haben könnte.
Die drei Wissenschaftler erhielten die Auszeichnung für ihre Untersuchungen zu den grundlegenden Ursachen für den wirtschaftlichen Erfolg oder Misserfolg von Nationen. Ihr lesenswertes Buch «Why Nations Fail: The Origins of Power, Prosperity, and Poverty» fokussiert zwar auf Entwicklungsländer, doch ihre Schlussfolgerung ist ein Plädoyer für starke politische Institutionen.
Die Autoren argumentieren, dass weder geografische Gegebenheiten noch kulturelle Unterschiede oder klimatische Bedingungen entscheidend für den Wohlstand eines Landes sind. Stattdessen betonen sie die zentrale Rolle politischer und wirtschaftlicher Institutionen.
Konkret unterscheiden sie zwischen inklusiven und extraktiven Institutionen:
- Inklusive Institutionen: Diese fördern die breite Beteiligung der Bevölkerung am wirtschaftlichen und politischen Leben, schützen Eigentumsrechte und schaffen Anreize für Innovationen und Investitionen. Beispiele sind demokratische Systeme mit funktionierender Rechtsstaatlichkeit, die es Individuen ermöglichen, wirtschaftliche Chancen zu nutzen und politisch mitzuwirken.
- Extraktive Institutionen: Diese konzentrieren die Macht in den Händen weniger und entziehen der Mehrheit der Bevölkerung Ressourcen und Möglichkeiten. Solche Institutionen verhindern wirtschaftliche Entwicklung, da sie Innovation hemmen und die Mehrheit von wirtschaftlichen Vorteilen ausschliessen.
Acemoglu und Robinson betonen, dass der Übergang zu inklusiven Institutionen oft durch sogenannte kritische Weichenstellungen ausgelöst wird – entscheidende historische Momente, die den Entwicklungspfad einer Nation grundlegend verändern. Solche Veränderungen erfordern jedoch nicht nur günstige Umstände, sondern auch bewusste Entscheidungen von Akteuren innerhalb der Gesellschaft.
Fazit: Für Immobilien gilt das Bonmot, dass drei Dinge entscheidend sind: Lage, Lage, Lage. Ein Staat ist jedoch anders. Hier sind die Grundpfeiler des Wohlstands: Institutionen, Institutionen, Institutionen. Im Gegensatz zur Lage können Institutionen jedoch durchaus verändert werden – im Guten wie im Schlechten. Hoffentlich wissen das auch gewisse Immobilienkenner, die in die Politik gewechselt haben.
Das Duell
Für die Politik gilt nun: Eins, zwei oder drei – du musst dich entscheiden!